CDU will die Trimm-Dich-Pfade zurück
Bis in die 80er Jahre hinein konnten sich die Grevenbroicher auf dem Welchenberg und im Bend fit halten. Dann wurden die alten Trimm-Parcours demontiert. Die CDU macht sich jetzt für einen Wiederaufbau stark.
VON WILJO PIEL
GREVENBROICH | Die Natur erleben und sich dabei sportlich betätigen. Das war der Grundgedanke der Trimm-Dich-Bewegung, die in den 70er Jahren großen Anklang in ganz Deutschland fand. Im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972 und der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 entstanden vielerorts sogenannte Trimm-Dich-Pfade, die jedermann kostenlos nutzen konnte. Auch in Grevenbroich gab es solche Parcours, die zu Klimmzügen, Liegestützen oder zum Hangeln am Gerüst einluden.
Einen Pfad gab es auf dem Welchenberg, ein anderer war im Waldgebiet am Türling zu finden. Bis in die 80er Jahre hinein konnten sich die Grevenbroicher dort rund um die Uhr fit machen – dann ließ die Stadt die Geräte wieder abbauen. „Da sie größtenteils aus Holz bestanden, wurde der Unterhaltungsaufwand mit der Zeit zu groß. Immer wieder mussten Reparaturen vorgenommen werden – schließlich sollte sich niemand an den Konstruktionen verletzen“, berichtet Rathaussprecher Stephan Renner.
Ein Relikt der ehemaligen Trimmpfade steht noch am Türling, nicht weit von der Erft und dem dort stehenden „Waldtempel“ entfernt. Es ist das Schild der Station 17, die einst für Liegestütz-Übungen vorgesehen war. Der Grevenbroicher Friedhelm Weichert hat das blaue Überbleibsel fotografiert, vor einigen Tagen in den sozialen Medien gepostet und bei dieser Gelegenheit sein Bedauern ausgedrückt: „Schade, dass es so etwas nicht mehr gibt.“
Offensichtlich ist das von der CDU gelesen worden. Denn die bereitet zurzeit einen zum Facebook-Eintrag passenden Antrag für den nächsten Hauptausschuss vor. Inhalt: Die Stadt soll wieder Trimm-Dich-Pfade einrichten, so wie es sie in den 70er Jahren gab. Nur mit einem kleinen Unterschied: Die Parcours sollen mit „Fitness Locations“ verbunden werden, die in Grünanlagen der in der Nähe liegenden Stadtteile entstehen könnten.
„Wir haben attraktive Naherholungsgebiete, die vor allem jetzt, während der Corona-Pandemie, rege genutzt werden. Viele Grevenbroicher sind dort unterwegs, um sich in Form zu halten, weil Fitnessstudios geschlossen sind und der Vereinssport auf den Vereinsanlagen nicht stattfindet“, sagt Ratsfrau Heike Troles. Die Idee: „Mit dem Wiederaufbau von Trimm-Dich-Pfaden – angelegt an der Erft in Richtung Wevelinghoven oder rund ums Tiergehege – könnte ein zusätzliches familienfreundliches Angebot geschaffen werden.“ In ihrem Antrag wird die Union die Stadtverwaltung dazu auffordern, ein entsprechendes Konzept zu entwickeln – und sich um Fördermittel für ein solches Projekt zu kümmern. „Zum Beispiel beim Landessportbund“, regt die Landtagsabgeordnete an.
Ihr Ratskollege Max von Borzestowski bringt zusätzlich sogenannte „Fitness Locations“ ins Spiel – das sind Trainingsflächen, die in direkter Nähe von Wohngebieten angelegt werden. „Sie bieten einen Stangenpark für das Kraft- und eine Laufstrecke für das Ausdauer-Training“, sagt er. Solche Anlagen könnten mit den Trimm-Dich-Pfaden verbunden werden – „und später auch mit den fünf dezentralen Jugendparks und den dazu gehörenden Calisthenics-Parks, die im Stadtgebiet realisiert werden sollen“, schlägt von Borzestowski vor. Für die Einrichtung von „Fitness Locations“ habe die Barmer aktuell ein Förderprogramm für Kommunen aufgelegt. Grevenbroich sollte sich darauf bewerben, so die CDU.
Ein Ensemble von Trimm- und Fitness-Anlagen ließe sich „mit relativ geringen finanziellen Mitteln umsetzen“, sagt Heike Troles. Der Effekt wäre aber ein großer, meint die Ratsfrau: „Unsere Grünzonen könnten damit aufgewertet, ihr Naherholungs- und Aufenthaltswert gesteigert werden.“
„Im Rathaus hat es bislang noch keine Überlegungen gegeben, die alten ,Trimm-Dich-Pfade’ wiederzubeleben“, sagt Stephan Renner. Lediglich im Rahmen der Jugendpark-Diskussion sei das Thema in Form von Calisthenics-Anlagen wieder aufgeploppt. Wann der erste der insgesamt fünf geplanten Parks eröffnet werden kann, ist ungewiss. „Es gibt noch keinen neuen Sachstand“, sagt Renner.
Quelle: https://rp-epaper.s4p-iapps.com/webreader-v3/index.html#/1019293/22-23